gedankenkarussell - zukunftswirrwarr

Hallo, Ihr Lieben.

 

Ich hatte schon länger mal wieder das Bedürfnis, einen privateren, persönlicheren Blogbeitrag zu schreiben. Zum Einen ist da einiges, was ich mir von der Seele schreiben muss, einiges, was mich sehr beschäftigt und zum Anderen ermutigt mich die Tatsache, dass der letzte persönliche Beitrag bei Euch doch recht gut ankam. 

 

Es ist der 18. Juli ... Das Jahr ist schon zu mehr als einer Hälfte vorbei und bisher war es ein ... komisches Jahr. Nicht im Sinne von lustig sondern ... anders. Bisher war es immer so, dass mein Leben so vor sich hindümpelte und dann plötzlich ein großer Knall kam, was gravierendes und "schlimmes" passiert ist und dann, nachdem ich mich irgendwie damit abgefunden hatte, ging es wieder weiter wie zuvor.

Doch nicht dieses Jahr.

Ich habe zwei Jobs, eine glückliche und intakte Beziehung, eine eigenen Wohnung und mein Leben im Großen und Ganzen gut im Griff. Alles Dinge, die bisher nie so waren. Beständigkeit war kein Wort, was ich genutzt hätte, um mein Leben zu beschreiben. Aber nun ist es genau das. Ich warte seit 7 Monaten und 18 Tagen auf den großen Knall. Oft liege ich abends im Bett und kann einfach nicht schlafen, da ich sehr oft diese gewisse Vorahnung habe, dass da was passieren muss. Irgendetwas muss gewaltig schiefgehen. Ich bin es nicht gewohnt, das nichts passiert. Und so sehr ich das mag, ich mein ... wer leidet schon gerne ... komme ich damit nicht wirklich klar. In meinem Hinterkopf ist immer so ein Stimmchen, dass mir sagt, dass ich dieser Ruhe nicht trauen soll. Dass da doch noch was passieren muss. Schließlich ist es immer so in meinem Leben gewesen. Ich habe oftmals tatsächlich Angst, mich auf all das einzulassen, um dann nur umso unvorbereiteter getroffen zu werden.

Natürlich ist mein Leben nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Ich glaube, ich war in meinem Leben noch nie in so einer Situation wie jetzt. Einer Situation, in der einfach nichts passiert ist. Ich hatte immer die Schule oder das Studium und so mit immer etwas, auf das ich hingearbeitet habe. Da waren nie irgendwelche Sorgen um das "Wie geht´s weiter!" ... Es hat sich immer gefügt. Es war immer ein "danach" da. Doch seit ich letztes Jahr mein Studium abbrechen musste, ist da nichts mehr. Ich komme einfach nicht voran. Ich arbeite und schreibe Bewerbungen. Und das alles, obwohl ich keine Ahnung habe, wo hin mit mir. Ich wusste nicht, was ich machen will, wo ich mich sehe. Es gab mehrere Jobs, die mich reizen und für die ich mich bewarb. Aber nichts, dass mich zu 100% überzeugt hätte. Ich habe nichts wirklich, an dem mein Herz hängt. Ich beneide Leute, die genau wissen, was sie machen und wer sie sein wollen. Ich habe das einfach nicht. Hatte ich nie. Phasenweise waren da immer mal Ideen in meinem Kopf. Das wars aber auch.

Und genau das ist momentan mein Problem. Im Grunde weiß ich, was ich will. Aber ich weiß auch, dass das ohne eine Ausbildung, ein zweites festes Gehalt, einfach nicht möglich ist. Nicht machbar. Irgendwie würde es gehen. Aber da hat mein Freund recht. Man möchte seinem Kind etwas bieten können. Angefangen, bei genügend Platz. Mein Hirn weiß das alles auch. Aber mein Herz schreit, seit nun mehr fast 2 Jahren, ganz laut "KIND!". Und meine Gebärmutter schreit da auch ganz laut mit. "27 JAHRE!". Mein Hirn sagt: "Komm, das ist kein Alter! Mach eine Ausbildung, verdiene Geld. Du willst deinem Kind doch etwas bieten. Oder?". Aber irgendwie ist da einfach dieser Kinderwunsch. Ein Wunsch, den ich seit 2 Jahren nicht mehr los werde. Und diese 2 Jahre sind länger, als jeder Wunsch zuvor. Doch was nun tun? Zu einer Beziehung gehören zwei Leute. Und zu einer so großen Entscheidung auch. Das ist nichts, was einer alleine entscheiden kann oder darf. Ich würde meinen Freund da nie hintergehen und "zufällig" schwanger werden. Meiner Meinung nach kommt das einem Betrug gleich. Es ist sogar ein riesen Betrug. Auf der anderen Seite ist da dann mein Freund, der sagt "Bevor Deine Ausbildung nicht abgeschlossen ist und du Berufserfahrung hast, gibt es kein Kind." ... Das war eigentlich das Gespräch, was mein Jahr 2018 bisher am besten beschreibt. So oft haben wir deswegen gestritten und diskutiert. Wie heißt es so schön. "Wenn man keine Probleme hat, macht man sich welche.". Und es stimmt. Denn eigentlich bin ich in meiner Beziehung glücklich. Sehr ... Aber ich habe diese Sehnsucht nach mehr.
Und nach vielen vielen durchdiskutierten Nächten, kam dann irgendwann die Einigung ... "Du brauchst eine Ausbildung!" Und das stimmt ... Ich möchte ein gutes Beispiel sein. Ich muss erst mein Leben in den Griff kriegen, bevor ich einen neuen Erdenbewohner in die Welt setze.

Natürlich schreibe ich schon das ganze Jahr über Bewerbungen. Allerdings für nur wenige Jobs, denn ich bin da doch recht wählerisch. Aber dann kam auch bei mir die Einsicht. "Es geht nicht nur darum, was ich will. Es geht auch darum, was mir auf lange Sicht am meisten bringt. Etwas, womit sich eine Zukunft aufbauen lässt!". Und mit dieser Einsicht ging das ein neues Bewerbungsverfahren für mich los. Meine Ansprüche wurden runtergeschraubt denn nun steht etwas anderes im Vordergrund. Natürlich möchte ich selbst auch glücklich sein. Das steht außer Frage. Aber ich habe in meinem Leben genug Jobs gemacht um zu wissen, dass das nicht alles für mich ist. Ich habe es in einem meiner vorherigen Blogbeiträge schon geschrieben. So unmotiviert und unengagiert ich in manchen Dingen auch bin. Im Job gebe ich alles. Und das immer und bei jedem Job. Daher habe ich die Prioritäten für mich einfach anders gesetzt. Ich habe mich auf Jobbörsen umgeschaut, was am meisten gesucht wird, wo die Aufstiegschancen am besten sind, das Gehalt am sichersten und die Arbeitszeiten am familienkonformsten. Denn wenn ich eine Familie gründen will, dann sind das nun mal die Kriterien die erfüllt werden müssen. Der langen Rede kurzer Sinn ... Es wurden nochmal viel mehr Bewerbungen weggeschickt. 

Und ... ich kann gar nicht in Worte fassen, wie frustriert ich momentan bin. Ich fühle mich hoffnungslos. frustriert. demotiviert. Es hagelt nur Absagen. Ich weiß, dass meine Noten nicht die besten sind und dass ich mit 26 Jahren auch teilweise bedeutend älter bin. Aber es ist erschreckend, wie Betriebe damit umgehen bzw. die Betriebe das alles handeln. Es werden Stellen lieber gar nicht erst besetzt, als einer Person eine Chance zu geben. Es werden Stellen für 2018 ausgeschrieben und wenn man sich bewirbt, bekommt man als Antwort, dass alle Stellen für dieses Jahr besetzt sind, man aber für nächstes Jahr vorgemerkt ist. Oder man bekommt keine Antwort. Oder die Antwort, die Stelle sei besetzt. Ich wurde 3mal zu Bewerbungsrunden eingeladen und bekam jedes Mal eine Absage. So etwas kratzt am Ego. Denn plötzlich sind es nicht die Qualifikationen die nicht reichen sondern ich bin es. Ich, als Person bin nicht genug. Und das ist so viel verletzender. Denn die wenigsten Betriebe geben einem eine Rückmeldung. Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die da durch muss und dass es Menschen gibt, die ein Vielfaches mehr an Bewerbungen losschicken als ich.
Aber für mich ist diese Situation neu. Bisher habe ich jeden Job bekommen, auf den ich mich beworben habe. Bisher musste ich mich nie groß anstrengen. Denn es kam schon irgendwann zu mir. Umso schwerer fällt mir das alles. Ich fühle mich nutzlos. Ich möchte so gerne und kann doch nicht. Ich habe mich mittlerweile auf jede freie und in Frage kommende Stelle beworben, die es bei uns gibt. Doch meine Hoffnung, noch etwas zu bekommen, ist schwindend gering. Mir fehlt momentan einfach ein Erfolgserlebnis. Denn diese Stimmung schlägt sich auf mein ganzes Leben aus. Ich kriege den Arsch nicht hoch. Mir fehlt für komplett alles die Motivation. Ich weiß, dass genau das der falsche Weg ist. Denn so kommt es nie zu einem Erfolg. Und doch ... ich kann nicht. Ich fühle mich leer. Ich merke, wie ich immer mehr ans Ende meiner Kräfte komme. Wie mein Hirn immer mehr denkt und mir immer weniger Zeit lässt, abzuschalten. Das Gedankenkarussell läuft und läuft und läuft. Es hört einfach nicht auf ... Ich weiß mittlerweile nicht, wo der eine Gedanke aufhört und der nächste anfängt. Sie kreisen immer um die gleichen Fragen. Und ich kann es nicht anhalten. Kann nur versuchen immer weiterzumachen. Wenigstens in dem, was gemacht werden muss. Also werden weiterhin Bewerbungen geschrieben. Nicht mehr nur für Ausbildungen, sondern auch für "richtige" Jobs. Vollzeitstellen. Dass ich mich wenigstens dahingehend ein wenig weiterentwickle. Dass ich wenigstens ein wenig Geld verdienen und zur Seite legen kann. Dass ich arbeiten gehen kann. Dass ich nicht zwei Jobs unter einen Hut bekommen und beiden gerecht werden muss sondern mich auf eines konzentrieren kann, um dann, Ende des Jahres, wieder voll durchstarten kann, was die Ausbildungssuche angeht. Denn ... irgendwann muss da einfach mal wieder ein Erfolg anstehen. Es kann nicht immer so weitergehen. Das geht nicht. So läuft ein Leben nicht. Und das ist das, woran ich glaube. Ich will und werde daran glauben, dass es irgendwann wieder bergauf geht. Und zum Glück ist da dieser Mann an meiner Seite, der mir Kraft und Halt gibt. Auch, wenn wir in dieser Sache so oft wie nie zuvor aneinander geraten, so sehr steht er auch hinter mir und lässt mich nicht aufgeben. Und das ist mir das wichtigste! ♥

 

Jetzt bin ich natürlich vor allem darauf gespannt, was die letzten Monate des Jahres noch für mich bereit halten. Ob und wie es weitergeht. Ich habe einige Szenarien in meinem Kopf, die annehmbar für mich wären. Die einen wünsche ich mir mehr als die anderen und doch wären alle zumindest mal eine Veränderung. Und genau die brauche ich. Eine Veränderung. Denn ich trete momentan einfach auf der Stelle und komme nicht voran. Und ich glaube, genau das ist mein größtes Problem. Ich komme nicht voran. Ich laufe und laufe und laufe und komme einfach nicht vom Fleck!

 

... wow ... Respekt, an alle, die sich das Gejammere bis hierhin durchgelesen haben. Ich danke Euch! Wirklich. Denn ich habe mein Herz und meinen Kopf so weit geöffnet, wie selten zuvor. Habe sehr intimes zu "Papier" gebracht und mir, noch lange nicht alles, aber doch sehr vieles von der Seele geredet. Und es tat gut ... wirklich! ♥

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Jenny/Leseversum (Mittwoch, 18 Juli 2018 12:20)

    Wow Sina, Respekt für deine Offenheit. Es ist nicht leicht, seine tiefsten Gedanken mit anderen zu teilen.
    Als es in der Schule an die Bewerbungen für die Ausbildung ging, hab ich eine Absage nach der anderen bekommen. Alle hatten Lehrstellen, nur ich nicht. Letztenendes hab ich eine Ausbildung begonnen, die mich total unglücklich gemacht hat und nach einem halben Jahr, ging die Bewerbungsprozedur von vorne los. Ich war echt am Boden. Gottseidank hatte ich da schon meinen jetzigen Mann an meiner Seite, der mich sooo arg unterstützt hat. Letztenendes hab ich dann tatsächlich eine Ausbildung in meiner WunschBranche bekommen.
    Aber ganz ehrlich?
    Auch ich habe das Gefühl, dass es auf der Welt keinen Job gibt, der mich 100% ausfüllt und glücklich macht. Und der Gedanke hat sich auch in mich gefressen. Viele fragen mich, was ich nach der Elternzeit arbeiten will... Und ich hatte keine Ahnung. Zurück will ich eigentlich nicht.

    Aber was ich dir eigentlich sagen will:
    Es liegt absolut nicht an dir und deiner Person. Ich finde dich nämlich ganz wunderbar.Was sich manche Betriebe rausnehmen ist einfach unverschämt.
    Ich bin mir sicher, dass sich da ganz bald was für dich auftut, du darfst nur nicht den Kopf in Sand stecken und musst weiter an dich glauben. Und mit einem Mann wie M. an deiner Seite, ist das ganz große Glück mit Sicherheit nicht mehr allzu weit entfernt ❤